Grüne und ADFC beraten gemeinsam über Radverkehr in der Zukunftsstadt 2030+

13.10.20 –

Auf einer gemeinsamen Klausurtagung haben Mitglieder der Ortsgruppe Lingen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und des Ortsverbandes Bündnis 90 die Grünen Emsland-Süd gemeinsam über die Zukunft des Radverkehrs in den nächsten zehn Jahren beraten. Das Treffen diente der Vorbereitung auf dem Workshop „Zukunftsstadt Lingen 2030+“, der Anfang des Jahres vom Rat der Stadt Lingen beschlossen worden war. Zu den Themenbereichen „Smart City“ mit Wirtschaft, Wohnungen und Digitalisierung, „Green City“ mit Klima, Umwelt, Energie, Verkehr und Mobilität sowie „Social City“ mit Familie, Freizeit, Sport, Kultur und Bildung sollten die politischen Vertretern*innen Ziele und erste Maßnahmen erörtern. „Verkehr ist für uns Grüne ein ganz wichtiges Thema mit ihren Auswirkungen auf Klima, Wohnen, Innenstadtentwicklung und Aufenthaltsqualität und der Radverkehr in besonderem Maße. Deshalb haben wir uns dazu als Erstes mit dem ADFC getroffen,“ so Timo Kreusch-Vartmann, Sprecher der Grünen.

Verdoppelung des Radverkehrs

Die Nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ (NPM), die die Bundesregierung bei der Verkehrswende berät, geht von einer Verdoppelung des Radverkehrs in den nächsten 10 Jahren aus. Wenn Lingen da mithalten und eine CO2-neutrale Stadt werden wolle, dann reiche es nicht mehr, die bestehenden Radwege zu ertüchtigen. Das heißt, dass die Stadt Lingen doppelt so viele oder doppelt so breite Radwege in den nächsten 10 Jahren braucht.

„Radverkehr braucht mehr Platz“

Das ist die übereinstimmende Meinung von von ADFC und Grünen. „Denn heute schon sind viele Radwege den Anforderungen von unterschiedlich schnellen Radfahrern – Kinder, E-Bikes, Lastenräder, Spazier- und Tourenfahrern – zum Teil im Zweirichtungsverkehr auf einer Fahrbahn nicht mehr gewachsen.“ Diesen Platz gibt es nur auf den heute noch überwiegend von Autos benutzen Straßen. Aber wo heute ein Auto mit meinst nur einem Insassen fährt, können morgen vier Fahrradfahrer fahren; wo heute ein Auto parkt, können morgen vier Fahrräder stehen. Mehr Radverkehr bringt mehr Platz für alle!

Vom Auto auf das Rad umsteigen werden die Lingenerinnen und Lingener aber nicht, weil die „Plattform Zukunft der Mobilität das gut findet, sondern wenn sie merken, dass Radfahren auf kurzen Strecken schneller ist, dass sich Einkäufe damit komfortabler erledigen lassen und dass es nebenbei auch noch ihrer Gesundheit förderlich ist. Dafür benötigt es zusätzlich doppelt so viele Fahrradabstellplätze in der Stadt. Bei den Fahrrad- und Gepäckboxen können wir leider keine Verdoppelung vorschlagen, weil das Doppelte von Null immer noch zu wenig ist.

Radschnellwege in alle Ortsteile

Laut ADFC sind 70% aller PKW-Fahrten kürzer als 10 Kilometer und 50 % kürzer als 5 Kilometer. Das sind Entfernungen die in Zukunft zu einem großen Teil mit dem Fahrrad, die zunehmend mit elektrischer Unterstützung unterwegs sein werden, zurückgelegt werden. Das ist nur mit Radschnellwegen in alle Lingener Ortsteile zu bewältigen. Beim Bundesverkehrsministerium heißt es, dass sie „durchgängig ein sicheres und attraktives Befahren mit hohen Reisegeschwindigkeiten ermöglichen. Radschnellverbindungen sind deshalb durch besonders hohe Qualitätsstandards in der Linienführung, der Ausgestaltung, der Netzverknüpfung und der begleitenden Ausstattung gekennzeichnet.“ Deshalb genügt es nicht, das Radverkehrsnetz, das 2015 im Rahmen des Klimaschutzteilkonzeptes für die Stadt Lingen entwickelt wurde, ist in den nächsten zehn Jahren zu vollenden, sondern es muss neu geplant werden. „ Nebenrouten zu Hauptrouten heraufzustufen, wie am Kanal, nur weil sie einen neuen Belag bekommen haben, ist eine „Verscheißerung“ der Radfahrer, und löst nicht die Zukunftsprobleme des Radverkehrs in Lingen“ so Helmut Reimann vom ADFC. Die Breite, die das Bundesverkehrsministerium empfiehlt, sind im Einrichtungsverkehr 3 Meter, bei Gegenverkehr 4 Meter. „Dann haben wir Verhältnisse, die unsere niederländischen Nachbarn und wir als Besucher schon lange kennen“, meint Trees Debeerst vom ADFC

Radstation und Fahrradkäfige

Neben einer bewachten Fahrradstation am Bahnhof werden dort wie auch an den Rändern der Innenstadt - Beginn Marienstraße, Beginn Große Straße bzw. am Kreishaus, Beginn Burgstraße, am Konrad-Adenauer-Ring gegenüber der Einmündung der Lookenstraße Fahrradkäfige wie z. B . am Weserradweg benötigt. Die Käfige können mit einem Fahrradschloss verschlossen werden. In die unterschiedlich großen Boxen können Touristengruppen auch mehrere Fahrräder in einer Box verwahren. Es ist Platz für Lastenfahrräder und Fahrräder mit Anhänger. So können auch Lingener*innen, die ihre Einkäufe mit dem Fahrrad erledigen, diese sichere Abstellmöglichkeit nutzen

Herumzuflicken ist zu wenig!

„Hier und da mal eine bisschen herumzuflicken ist zu wenig!“ , meint Peter Blauert von den Grünen. Für den Radverkehr werden in den nächsten Jahren Leuchtturmprojekte wie die Unterführung am Bahnhof benötigt. Dazu gehört ganz sicher eine verbesserte Anbindung von Reuschberge mit dem neuen Emsauenpark an die Innenstadt durch eine neue großzügige Brücke über den Kanal. Hier brauchen Kinder mit und ohne Rädchen, Eltern mit und ohne Kinderwagen, alte Menschen mit und ohne Rollatoren oder kleine und große Radfahrer*innen mit und ohne Anhänger deutlich mehr Platz. Die geplante Fahrradstraße nach Altenlingen benötigt nicht nur ein paar blaue Schilder, sondern baulich Veränderungen an den Kreuzungen, an der Querung über den Willy-Brandt-Ring und an der Einmündung in die Meppener Straße, damit Radfahren schnell, komfortabel und sicher möglich wird.

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Verkehr

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