Birgit Kemmer: Lebensmittel dürfen nicht verheizt werden - Bioethanol ist Etikettenschwindel

"Weltweit hungern nach wie vor Millionen Menschen und bei uns wird Weizen zu Bioethanol verarbeitet – hier kann etwas nicht stimmen", so Birgit Kemmer, Landtagskandidatin der Grünen für Emsland Süd sowie Mitglied im Lingener Stadtrat, als Reaktion auf das geplante Bioethanolwerk in Papenburg.

Auch in Deutschland stiegen derzeit die Brotpreise, weil bereits heute rund um den Globus eine große Nachfrage nach Getreide bestehe. "Darunter leiden vor allem die unteren Einkommensgruppen und Arbeitslosen, die einen Großteil ihres geringen Budgets für Lebensmittel ausgeben müssen", erklärt die Abgeordnete weiter. "Diese Schieflage wird weiter verschärft, wenn durch sogenannte Bioethanolanlagen die Weizenmenge weltweit verknappt wird." Kämen schlechte Erntejahre wie in diesem Sommer hinzu, würden die Lieferprobleme noch weiter verschärft. "Wir können und dürfen es uns einfach nicht leisten, Lebensmittel für Sprit zu verheizen. Das ist unmoralisch", so Kemmer.

Hinzu kommt nach ihren Worten ein weiteres Problem: "Nach Angaben der Betreibergesellschaft BEE werden täglich 900 Tonnen Getreide verarbeitet, die vorwiegend per Schiff angeliefert werden. Das entstehende Futtermittel wiederum wird durch LKW abtransportiert. "Durch die langen Transportwege wird das Klima so sehr geschädigt, dass es ehrlicher wäre den Zusatz ‚Bio‘ bei dem Wort Ethanol zu streichen", erklärt die Ratsfrau. "Schließlich wissen wir schon lange, dass nicht überall dort, wo ‚Bio‘ draufsteht, auch ‚Bio‘ dahintersteckt. Hier wird die Bevölkerung durch einen plumpen Etikettenschwindel in die Irre geführt."

Ebenso kritisch beurteilt Kemmer die ständig wachsenden Maisanbaugebiete zur Erzeugung von Bioenergie. "Auch im Emsland kann man beobachten, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Mais angebaut wird. Dagegen sieht man kaum noch Kartoffel- oder Getreidefelder. Monokulturen schaden aber bereits kurzfristig den Böden, machen einen hohen Einsatz von Pestiziden notwendig und tragen nicht zur Vielfalt der Kulturlandschaft bei", betont sie. "Immer mehr Flächen werden zu Lasten der herkömmlichen Landwirtschaft sowie des Naturschutzes zu Maisplantagen umgewandelt. Auch das hat in naher Zukunft negative Folgen für uns alle."

Als Alternative zu den Biokraftwerken empfiehlt sie mehr auf Einsparungen beim Energieverbrauch sowie umweltschonende Techniken wie Sonnenenergie und Erdwärme (Geothermie) zu setzen. "Anstatt aufwendig in eine größere Hafenanlage bei Papenburg zu investieren, sollte endlich der Öffentliche Nahverkehr so ausgebaut werden, dass er nutzbar ist. Außerdem sollten die Bürger motiviert werden, in ihren Häusern mit Erdwärme zu heizen", so Kemmer. "Nur so können wir mittelfristig die überlebenswichtigen Klimaziele erreichen."

zurück

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>