Der für den Klimaschutz so wichtige Ausbau der Elektromobilität darf in Lingen nicht an schlecht geplanten Lademöglichkeiten scheitern

Rede von Martina Pellny im Lingener Rat und im Wirtschafts- und Grundstückausschuss. Der Antrag wurde von allen Fraktionen einstimmig angenommen.

01.06.22 –

Rede von Martina Pellny im Lingener Rat und im Wirtschafts- und Grundstückausschuss. Der Antrag wurde von allen Fraktionen einstimmig angenommen.

Sehr geehrte Vorsitzende, Herr OB, Liebe Verwaltung, und liebe Kollegen,

Bei unserem Antrag zur öffentlichen Ladeinfrastruktur für e-Autos geht es ums Klima: Gerade der wichtige Mobilitätssektor muss einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise spielen – das wissen wir alle.

Daher hat sich die Ampelkoalition im Bund neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Rad- und Fußverkehrs das Ziel gesetzt, die Zahl der voll-elektrischen Autos bis zum Jahre 2030 auf bundesweit 15 Millionen zu steigern (30% aller PKWs).

Dafür brauchen wir Lademöglichkeiten, um das Signal auszusenden, dass klimafreundliche Elektromobilität nutzerfreundlich und attraktiv ist. Und das heißt, auch für unser Emsland und die Stadt Lingen: wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diejenigen Bürger, die von einem Benziner oder Diesel auf ein e-Auto umsteigen wollen, auch die entsprechende Infrastruktur vorfinden. Und bei den gestiegenen Energiepreisen an den Tankstellen überlegen sich gerade wahrscheinlich immer mehr genau dies zu tun.

Wir wissen aus Studien, dass im ländlichen Raum ca. 80-85% der Aufladezeit entweder zuhause oder am Arbeitsplatz passiert. Nichtdestotrotz gibt es immer Restladezeiten, die die Bürger nutzen wollen oder müssen – und zwar an öffentlichen Orten: dh. während sie Einkaufen, während sie Essen gehen, während sie geschäftlich in auswärtigen Meetings sind. Oder wenn sie eine Kulturveranstaltung besuchen oder am Wochenende ein touristisches Ziel ansteuern.

Es geht hier also um eine effiziente öffentliche Ladeinfrastruktur für Lingen: Handeln wir früh und vorrausschauend, dann kann sie zu einem Standortvorteil werden – tun wir dies nicht, dann kann sie auch schnell zu einem Standortnachteil werden.

Daher ergibt sich hier für die Stadt ein Aufgabenfeld, das es bisher so nicht gab. Bisher ist die Anzahl von e-Autos und Ladestationen überschaubar und daher – in Bezug auf Bedarf und Kapazität – gab es wenig zu koordinieren. Aber wenn wir uns vorstellen, dass wir bis 2030 für Lingen ca. 660 Ladestationen an öffentlichen Orten brauchen, dann ist das eine andere Nummer!

Wir wissen, dass der Aufbau keine originäre Pflichtaufgabe von Kommunen ist, aber selbst der niedersächsische Städtetag empfiehlt allen Kommunen in Niedersachen den Aufbau aktiv planerisch zu gestalten, Rahmen zu setzen und zu fördern.

Es geht um vorausschauendes Handeln und Koordinieren.

Konkret für Lingen bedeutet das: Wo sollen zusätzliche öffentliche Ladesäulen auf dem Gebiet der Stadt errichtet werden – zum Beispiel am Pferdemarkt, an der Emslandarena, in den öffentlichen Parkhäusern, am Campus? Wie viele benötigen wir wo? Unter Umständen beeinflussen die Standorte auch die Attraktivität von Geschäftsstandorten, je nachdem wie nah oder fern Ladepunkte entstehen.

Gegebenenfalls müßte über das Einrichten gemeinschaftlichen Parkraums für Stadtteile nachgedacht werden, für den dann Ladeinfrastruktur gebraucht wird. Dies müßte Lingen im B-plan festschreiben.

Wichtig wird es auch, mit dem örtlichen Einzelhandel, den Tankstellenbetreibern, den Gewerbebetrieben und Handwerk, dem Hotel- und Gaststättengewerbe, den Supermärkten und weiteren Akteuren Gespräche führen. Es geht um ihre Bereitschaft, inwieweit sie auf ihrem Gelände selbst öffentlich zugängliche Ladesäulen installieren oder diese zumindest auf ihrem Gelände dulden würden. Die Stadt könnte hier eine Koordinationsfunktion zwischen den verschiedenen Akteuren wahrnehmen und eine bedarfsgerechte Verfügbarkeit in allen Stadtteilen von Lingen im Auge behalten.

Eine solche Planung sollte auch mit den Cluster-Ausschreibungen auf Bundesebene für Schnelllade-Hubs im öffentlichen Raum koordiniert werden, der ja von der Wirtschaftsförderung betreut wird, um einen guten Mix herzustellen.

Und zuletzt - bei der Gesamtplanung müßte die Leistungsfähigkeit des Verteilernetzes berücksichtigt werden. Damit sind die Akteure der Energiewirtschaft und die Lingener Stadtwerke in die Planung miteinzubeziehen.

Der Standort von Ladestationen kann strategisch auch genutzt werden um Verkehr zu lenken: dh. sollten wir zum Beispiel zukünftig über ein park und ride System für die Lingener Innenstadt nachdenken, dann wird der Standort von Ladestationen dafür entscheidend sein. Und damit auch, wie wir Verkehr in der Innenstadt lenken.

Liebe Kolleg*Innen, der für den Klimaschutz so wichtige Ausbau der Elektromobilität darf in Lingen nicht an schlecht geplanten Lademöglichkeiten scheitern. Wir brauchen ein effizientes, vorausschauend geplantes Ladeinfrastrukturkonzept, und beantragen hiermit die Verwaltung, ein solches Konzept zu erarbeiten und dem Rat vorzulegen.

Ein solches Konzept sollte den Bedarf an öffentlichen Ladepunkten in Lingen ermitteln, ihre möglichen Standorte unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des Verteilernetzes und der bedarfsorientierten Verteilung im Stadtgebiet darstellen, einen gestuften Zeitplan zum Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur erarbeiten und - Wenn nötig, Gespräche mit den benachbarten Kommunen mit dem Ziel einer gemeinsamen Erarbeitung eines Ladeinfrastrukturkonzepts zu führen, bzw. mit dem Ziel, ein Konzept mit möglichst vielen Synergieeffekten für alle zu erarbeiten.

Vielen Dank.

 

 

 

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Energie | Lingen | Stadtratsfraktion Lingen | Umwelt & Klima | Verkehr

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